Auswirkungen auf Natur und Politik

Der menschengemachte Klimawandel hat bereits jetzt globale Auswirkungen auf die Natur. Wetterereignisse verändern sich in der Häufigkeit, Extremtemperaturen treten immer häufiger auf. Regional hat dieses Phänomen natürlich, bedingt durch lokale Einflüsse, unterschiedliche Ausprägungen. Für Rostock haben mehrere wissenschaftliche Institutionen verschiedene wissenschaftliche Berichte angefertigt, in denen die lokale klimatische Situation dargelegt wird.

Aus diesen geht auch hervor, wie in Zukunft gehandelt werden sollte. Es ist nicht nur dringend notwendig, die Weichen für die Zukunft so schnell wie möglich zu stellen. Dank der Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern und der Europawahl, die jetzt stattfinden, bietet sich jetzt gerade auch die Möglichkeit, den weiteren Verlauf der Klimapolitik maßgeblich mit zu beeinflussen. Die aktuelle Klimasituation sieht aus wie folgt:

Verglichen werden in der Regel die beiden international gültigen Zeiträume: 1981-2010 und als Referenzzeitraum 1961-1990. Außerdem gehen die Berichte von verschiedenen Szenarien aus: Das Klimaschutz-Szenario nimmt an, dass Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, das Weiter-wie-bisher-Szenario geht vom Gegenteil aus. Allgemein zusammengefasst stellen diese Berichte fest, dass sich die Anzahl der Extremereignisse, was die Temperatur und die Niederschlagsmengen angeht, stark erhöhen wird.

Der Climate-Service-Center Bericht prognostiziert weiterhin eine Zunahme der mittleren Jahrestemperatur, also der Durchschnittstemperatur über das ganze Jahr gesehen. Aus der Erhöhung der Temperaturen und der steigende Niederschlagsmenge wird voraussichtlich eine längere Vegetationsperiode resultieren, was zu steigendem allgemeinen Pflegeaufwand der Flora im Stadtgebiet führen wird.

Außerdem zeichnet sich deutlich ein Trend zur früheren Einsetzung der Blütezeiten ab (siehe Grafik 1). Durch diese Blütezeiten werden auch die Anfänge der Jahreszeiten definiert, diese verändern sich also auch, was ihren Beginn und deren Länge angeht. So wird der Sommer länger, der Herbst kürzer und der Frühling verschiebt sich komplett nach vorne.

In Mecklenburg-Vorpommern (MV) war 2014 mit einem Jahresmittel der Lufttemperatur von 10,2 Grad Celsius das bisher wärmste Jahr in MV seit Beginn der Aufzeichnungen. Weiterhin gilt, dass sich unter den zwölf wärmsten Jahren in MV außerdem die Jahre 2015, 2016 und 2017 befinden. Das ist ein deutliches Zeichen für den Temperaturanstieg. Die Jahresmittelwerte der Temperaturen sind von 1880 bis 2010 linear gestiegen, von etwa 7,5 auf 8,8 Celsius, also um 1,3 Grad. Ein weiterer Indikator für die Veränderung des Klimas ist die Anzahl der Sommer-und Frosttage. Diese sind wie folgt definiert:

Es handelt sich dann um einen Sommertag, wenn an diesem Tag 25 Grad Celsius erreicht oder überschritten werden. An einem Frosttag werden 0 Grad Celsius unterschritten. In MV ist die Anzahl der Frosttage von 82 im Referenzzeitraum auf 77 im Vergleichszeitraum gesunken. Die Anzahl der Sommertage ist von 20 auf 26 gestiegen.  Durch das maritime Klima und die ausgleichende Wirkung der Ostsee auf die Luft sind die Temperaturschwankungen in MV geringer als im Rest Deutschlands.

Die fortschreitende Wassererwärmung führt zu einem beschleunigten Abschmelzen der Eisschilde in Grönland, wodurch sich der Meerwasserspiegel erhöhen wird. Der Klimareport MV rechnet mit einem Anstieg von 52-98 cm, sollten keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. (siehe Grafik 2).In den letzten 100 Jahren ist der Meeresspiegel bereits um ca. 15 cm gestiegen. Die Wassertemperatur in der Ostsee ist im Vergleich zu 1999 konstant um 2 Grad höher.

Durch die aktuell bevorstehenden Oberbürgermeisterwahlen in Rostock lohnt sich ein Blick auf die Wahlprogramme, vor allem das der Grünen, die Standpunkte im Hinblick auf den Klimaschutz betreffend. Der grüne Kandidat Uwe Flachsmeyer behandelt das Thema Klima-und Umweltschutz in seinem Wahlprogramm ausführlich. Auch die Ostsee, deren Entwicklung in Grafik 1 dargestellt wird, findet in dort Erwähnung.

Flachsmeyer stellt in Aussicht, durch eine ökologische Landwirtschaft die Pestizit-, Nitrat- und Phosphatbelastung der Ostsee zu verringern. Außerdem sollen angemessen Fischfangquoten zum Erhalt des Bestands beitragen. Energiepolitisch gesehen möchte er den Masterplan “100 Prozent Klimaschutz” konsequent durchsetzen, der bis 2050 eine Reduzierung des Energiebedarfs um 50 Prozent und einer Verringerung der CO2-Emissionen um mindestens 95% gegenüber 1990 zum Ziel hat.

In Rostock soll dieser Plan durchgeführt werden, da Rostock Teil der sogenannten “Masterplan-Kommunen” in Deutschland ist. Diese haben in Deutschland besonders ambitionierte Klimaschutzziele und sollen als Vorbild für andere Kommunen gelten.

Für Rostock hat dieser Masterplan besondere Bedeutung. Ist Rostock doch eine der “Masterplan-Kommunen” welche besonders ambitionierte Klimaschutzziele verfolgen. Damit wird eine Vorbildwirkung auf andere Kommunen erwartet.

Aus einem weiteren Bericht, dem “Klimaschutzbericht der Hansestadt Rostock für das Jahr 2011” ist ein positiver Trend zu entnehmen. Dieser vergleicht unter anderem den Wärmeenergieverbrauch nach Quelle aufgeschlüsselt für die Jahre 2011 und 2006. Dieser stellt fest, dass die Wärmegewinnung, also der Energieverbrauch aus nicht erneuerbaren Quellen durch die Bank gesunken ist. Beispielsweise bei Ölheizungen von 205 GWh auf 180 GWh oder bei Flüssiggasheizungen von 18 GWh auf 15 GWh. Für die Wärmegewinnung aus erneuerbaren Energien ist fast eine Verdoppelung festzustellen, von 26 GWh im Jahr 2006 auf 50,5 GWh 2011.

Es sind also bereits Planungen und Entwicklungen erkennbar, um die Stadt Rostock sowie das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern in der Zukunft umweltfreundlicher zu gestalten. In der Bevölkerung nehmen die Themen Klima und Umwelt eine wichtige Rolle ein, vor allem bei den jüngeren Wählern. Das ist deutlich am Ausgang der Europawahl zu sehen, die gerade erst stattfand.

In der Altersgruppe der Wähler von 18-29 Jahren kommen die Grünen mit weitem Abstand auf den größten Wähleranteil. Rund 35 Prozent der Wähler in diesem Alter entschieden sich bei der Europawahl für die Partei. Bei den Kommunalwahlen in Rostock kamen die Grünen auf 19%, der Stimmen, das entspricht einem Anstieg der Stimmenanteile um 7,6 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014. Damit können die Grünen den größten Stimmenzuwachs verzeichnen.

Diese Entwicklung hat sich angekündigt. Seit Monaten finden überall auf der Welt die “Fridays for future”-Demonstrationen statt, in denen vor allem junge Menschen auf die Straße gehen und für eine bessere und umfassendere Klimapolitik demonstrieren. Kurz vor den Wahlen ist ein Youtube-Video von Rezo in aller Munde, in dem er eine Stunde lang mit vermeintlichen Verfehlungen der CDU abrechnet. Die Klimapolitik der Partei spielt hier eine sehr große Rolle. Die Popularität des Videos zeigt klar, wie viel Interesse in der jüngeren Bevölkerung an diesem Thema wie auch an Politik allgemein mittlerweile besteht.

Über 12 Millionen Aufrufe kann das Video am Tag nach der Europawahl verzeichnen, nachdem es eine Woche online war. Das sollte für die Politik der nächsten Zeit ein klares Signal setzen, an welche Themen sie sich messen lassen wird.

 

Die Berichte sprechen eine deutliche Sprache: Der Klimawandel ist real. Die Auswirkungen sind bereits deutlich erkennbar. Ebenso deutlich sprechen die Demonstranten und die wahlberechtigten Bürger: Auf die festgestellten Fakten sollen nun bitte zukunftsgerichtete Handlungen folgen. Denn die Feststellung der Probleme allein reicht nicht. Sie müssen auch gelöst werden. Und zwar bald.

Radiobeitrag: OB-Wählerforum „Klimapolitik“ am 23.05.2019 im Peter Weiss Haus

Das Thema „Klima“ war auch für die Kommunalwahlen, die kürzlich stattfanden, von großer Bedeutung. Greenpeace, Nabu und der BUND haben drei Tage vor der Wahl zu einer Diskussionsrunde geladen, bei der die Bürgermeisterkandidaten der Stadt Rostock ihre Ansichten zu diesem Thema darlegen konnten. Auch Fragen aus dem Publikum wurden beantwortet. Eine Reportage