Die Arbeit des Vereins „Technische Flotte Rostock“ vorgestellt

Um 9 Uhr treffen sich die Teilnehmer der heutigen Kontrollfahrt mit dem 51 Jahre alten Schlepperschiff WEGA.  Der Verein „Technische Flotte Rostock“ hat dieses Schiff 2016 übernommen, um es zu erhalten und die Technologie möglichst vielen Menschen nahe zu bringen. Circa 40 Mitglieder hat der Verein, die sich gemeinsam kümmern, die Funktions-
tüchtigkeit der WEGA, sowie des gleich daneben liegenden Eisbrechers „Stephan Jantzen“ zu erhalten. Die heutige Fahrt dient dazu, den Zustand des Schiffes zu überprüfen und den Motor in Betrieb zu halten, damit sich kein Rost festsetzen kann. Denn um die alte Technik für möglichst viele Besucher erlebbar zu machen und zu erhalten, sind diese Kontrollausfahrten notwenig.

Die WEGA wurde 1968 in Dienst gestellt, ist also bereits knapp über 50 Jahre alt. 2016 hat der Eigner das Schiff dann aus dem Dienst genommen, da es die technischen Anforderungen, um alleine als Schlepper eingesetzt zu werden, nicht mehr erfüllt. Das liegt daran, dass der Schlepper über nur einen Propeller verfügt und heutzutage zwei Propeller benötigt werden. Für den Einsatz bräuchte die WEGA Unterstützung durch andere Schiffe, was die Betriebskosten zu sehr in die Höhe treiben würde. Ein Glück für die Technische Flotte Rostock, die so die Gelegenheit bekam, das Schiff zu kaufen.

Es ist noch nicht viel los im Rostocker Stadthafen, die Luft ist kühl. Der Regen scheint sich noch ein paar Stunden Zeit zu lassen, bis er in Rostock ankommt, zumindest durch Wasser von oben wird man heute also nicht nass werden.

Nachdem der Schlepper die Hafengewässer verlassen hat, ist an Gespräche nicht mehr zu denken, da nun der Schiffsmotor voll aufdreht und die WEGA Fahrt aufnimmt. Der Motor dröhnt, der Wind weht, es riecht nach Diesel und nach Meer. Heute ist nicht viel los auf der Ostsee. Sie ist ruhig. Als die Vereinsmitglieder die WEGA aus ihrem damaligen Heimathafen Wilhelmshaven nach Rostock geholt haben war das anders, weiß Uwe zu berichten, der heute ein Teil der Besatzung ist. Da hatte die Crew zwar die meisten beweglichen Gegenstände im Schiffsinneren fixiert, was nicht befestigt war, befand sich am Ende der Fahrt allerdings nicht mehr an seinem Platz. Geschirr lag auf dem Boden, alles war durcheinander. Auch vor nassen Füßen konnte sich die Schiffsbesatzung damals nicht mehr retten, das Wetter war wirklich nicht optimal.

Der Verein finanziert den Betrieb der beiden Schiffe vollständig über Spenden und die Mitgliedsbeiträge. Die Mitreisenden dürfen also gegen eine freiwillige Spende an den Ausfahrten teilnehmen und das Schiff sowie die Crew kennenlernen.,An Bord gibt es Erbsensuppe, denn die Ausfahrten dauern meistens eine ganze Weile, so um die fünf Stunden.

Manche Vereinsmitglieder sind früher selber zur See gefahren und leben nun ihre Leidenschaft für die Seefahrt im Verein weiter aus. Es gibt jedoch auch Quereinsteiger in die Schifffahrt, wie Uwe. Er hatte immer eine Begeisterung für die See und nimmt sich nun in der Rente Zeit dafür, dieser nachzugehen. Ein zusätzlicher Faktor dafür war sein Sohn, der Matrose gelernt und anschließend in Rostock studiert hat. Er arbeitet inzwischen auf einem Forschungsschiff und bereist so die ganze Welt.

Die ganze Welt bereist hat auch “Kurt”, er war auf Containerschiffen unterwegs. Er würde sich über mehr Vereinsmitglieder freuen, die selbst auch zur See gefahren sind, denn der Erhalt eines alten Schleppers erfordert manchmal auch Fachwissen. Ganz vereinstypisch, gibt es auch hier einen gewissen “Kern” an Mitgliedern, die sich regelmäßig einbringen und sehr präsent sind, andere wiederum haben weniger Zeit. Man trifft sich regelmäßig am sogenannten “Seemannssonntag”, an jedem ersten Donnerstag im Monat, um zusammenzusitzen und die nächsten Schritte des Vereins zu besprechen.

Seit drei Stunden schon schiebt die WEGA ihren etwa 30 Meter langen Rumpf mit Hilfe der 1200 PS des Dieselmotors durch die Ostsee. Oben auf der Brücke hat man einen guten Überblick über die Umgebung. Hier befinden sich unter Anderem das Steuerrad und die Funkanlage, über die Kontakt zum Hafen und zu anderen Schiffen gehalten wird. Mittels GPS und eines iPads überprüft der Kapitän den aktuellen Kurs, die Position des Schiffes und die Topographie der Umgebung. Im Hafen richtet sich die vorgegebene Fahrrinne nach der Wassertiefe. Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 6,5 Knoten, was 12 Km/h entspricht, erklärt der Käptn.

Es ergeben sich auf der Fahrt keine Probleme, nach fünf Stunden kehrt die WEGA wieder sicher in den Hafen zurück. Nun stehen noch Aufräumarbeiten an, damit für die nächste Ausfahrt wieder alles bereit ist. Bald muss der Schlepper auch wieder einmal aus dem Wasser gehoben werden, damit das Schiff von außen untersucht werden kann. Der Erhalt eines Schiffes ist eben eine Aufgabe, mit der man nie fertig wird. An Liegeplatz 83 im Rostocker Stadthafen können die WEGA und die Technische Flotte Rostock besucht werden.

Mehr Infos zum Verein finden sich hier: https://www.technische-flotte-rostock.de/