Das Graduiertenkolleg „Deutungsmacht – Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten“ der Universität Rostock untersucht seit 2014 die Deutungsmacht und Deutungsmachtkonflikte in Religion und belief systems. Dazu sollen diverse Fragen wie: „Wer hat die Macht zur Deutung bestimmter Ereignisse oder Sachverhalte“ oder „welche medialen und kommunikativen Strategien entfalten Deutungen, um Macht zu erlangen?“ beantwortet werden.

Das Graduiertenkolleg wurde im 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft um weitere 4,5 Jahre verlängert. Dazu stellt sie Drittmittel in Höhe von 3,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Es ist das einzige geisteswissenschaftliche DFG-Graduiertenkolleg im Land Mecklenburg-Vorpommern. Derzeit arbeiten 19 Doktorandinnen und Doktoranden im Kolleg.

Aber was ist Deutungsmacht überhaupt? Linda Pollnow, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg antwortete darauf: „Deutungen erschließen Teile der Wirklichkeit, uns liegt alles in Deutung vor, sie repräsentieren quasi die Wirklichkeit und sagen einem, was man gerade vor sich hat und was davon zu halten ist.

Deutung ist eine mehr oder weniger bewusste Lenkung von Aufmerksamkeit. Das heißt, Deuten mündet in Macht – Deuten und Deutungen ohne das Phänomen der Macht denken zu wollen, ist unmöglich.

Ein Büro im DFG-Graduiertenkolleg „Deutungsmacht“

Ein weiteres wichtiges Modell in der Arbeit der Forscher sind belief systems d.h. Glaubenssysteme.

Laut Pollnow beschreiben solche belief systems die strukturiert vorliegenden Annahmen, Überzeugungen und Meinungen einer Person. Im Kolleg wird der Begriff hingegen weit gefasst bleiben, damit er für jede Arbeit möglichst nützlich sein kann.

Wo es Deutungsmacht gibt sind auch Deutungsmachtkonflikte nicht weit. Je komplexer Deutungen werden, umso strittiger werden sie: „Deutungsmachtkonflikte entwickeln sich dort, wo Überzeugungssysteme hinterfragbar werden. Jede potentielle alternativ-Deutung stört die Natürlichkeit der Abläufe und wird zum Problem einer etablierten Deutung. Ein Beispiel hierfür wäre die Reformation im 16. Jahrhundert“ – so Linda Pollnow.

Aber auch in der heutigen Zeit sind Deutungsmachtkonflikte nicht ungewöhnliches: „Der Deutungsmachtkonflikt ist heute der Normalfall.“ Als Philosophin finde sie das zwar zu einem gewissen Grad erfreulich, sie verstehe aber auch, dass es ermüdend werden kann, sich durchgehend rechtfertigen zu müssen.

Deutungen sind zeichenvermittelt, das heißt, es können Gesten, Töne, Musik, Bilder und auch Sprache sein. Wer versucht die Welt zu deuten geht häufig auch ein Wagnis ein. Auslegungsprozesse folgen zwar diversen Regeln, doch Deutungen sind daraus häufig nicht einfach ableitbar.

Ein aktuelles Beispiel für Deutungsmacht und somit auch Deutungsmachtkonflikten sind die „Fake News“. Als Fake News bezeichnet man Falschmeldungen, welche in manipulativer Absicht in Medien und im Internet verbreitet werden.

Linda Pollnow nennt als Beispiel für dieses Thema den Klimawandel: „Als wissenschaftlicher Fakt ist er so sicher wie ein wissenschaftlicher Fakt nur sicher sein kann, dennoch wird er im öffentlichen Diskurs kontrovers diskutiert.“

Die Deutungsmacht besitzt aber nicht nur negative Eigenschaften: „Sie ist so gefährlich wie jedes Werkzeug in Menschenhand werden kann. Deutungsmacht kann ausgesprochen produktive Seiten haben und einer Gruppe oder sogar einer ganzen Gesellschaft viele Möglichkeiten erst eröffnen.

Sie kann aber auch zur Waffe werden und eine zerstörerische Kraft entfalten.“ erklärt sie. Somit ist es möglich, dass auch falsche Nachrichten eine Deutungsmacht besitzen und somit zum Beispiel zur Waffe in der Politik werden.

Im Haus sind verschiedene Institutionen zu finden.

Im Jahr 2019 wurde die Rostocker Universität 600 Jahre alt und zieht jedes Jahr immer mehr Studenten in die Stadt. Linda Pollnow bewertet Rostock als Forschungsstandort: „Die ganze Stadt scheint sich im Aufschwung zu befinden, sie entfaltet sich und das nicht nur geographisch.“

Als Wissenschaftlerin könne sie nicht nur gut an ihren eigenen Projekten arbeiten, sondern habe auch das Gefühlt, etwas zu diesem Prozess beitragen zu wollen und zu können.

Fake News sind nicht erst seit einiger Zeit ein Thema. Auch schon vor Jahrhunderten gab es diese. Auch Verschwörungstheorien sind ein Teil davon. In der folgenden Timeline sind die größten und wichtigsten Verschwörungstheorien der Geschichte aufgelistet.

Hier gehts es zur Timeline.