innovative Konzepte in Rostock versuchen eine alternative mobile Zukunft zu entwickeln
Schon mehr als 730000 Fahrräder passierten bereits die Zählstelle der Stadt am Strande dieses Jahr. Elf Stück versorgen die Stadt mit Statistiken rund um den Fahrradverkehr. Wo, wann, wie viele? Diese Daten benötigt die Stadt um zukünftige Planungen für den Radverkehr zu entwickeln. Doch es gibt in Rostock auch andere Projekte die das Fahrrad in den Vordergrund schieben.

Ulmencampus – viele Studenten benutzen täglich ihre Rad
Die RSAG versucht seit 2014 mit ihrem Elros-Projekt (Elektro Mobilität in Rostock) eine umweltfreundliche Gesamtlösung für den städtischen Verkehr zu präsentieren. An fünf Verleihstellen, drei davon in Rostock (Lütten Klein, Warnemünde, Reutershagen) und zwei im Umland (Ostseebad Nienhagen, Bad Doberan) werden die E-bikes zu Verfügung gestellt. Doch die Benutzerzahlen könnten laut Beate Langner (RSAG Unternehmenskommunikation) höher ausfallen. Zur Zeit wird überprüft ob das Pilotprojekt in Rostock eine Zukunft hat.

Pedelecverleihstation in Reutershagen
Cities Multimodal: „Vom Auto zu nachhaltigen Stadtmobilität“ ist ein weiteres Pilotprojekt in dem Rostock der Initiator ist.
Acht Ostseeanrainer Staaten und Russland nehmen daran teil. Im Laufe von 36 Monaten wird erprobt, nachhaltige Mobilität zugänglichzu machen. Die KTV als Stadtteil mit den meisten Einwohnern dient dabei als Standtort des Vorhabens. Eine davon, die „Living Street“, eine temporäre Umgestaltung einer Straße, hat schon in Städten wie Utrecht und Gent großen Anklang gefunden. Anders als beim verkehrsberuhigten Bereich, wird hier die Straßevollkommen Autofrei zum Ort des sozialen Zusammenlebens.
Doch nicht nur die Stadt beteiligt sich an dem Unterfangen das Gemeinwohl zu fördern. Helge wird gebraucht, gebucht, benutzt, gepflegt und das alles kostenlos. Helge ist ein Gemeingut – ein Lastenrad. Von Rostockern für Rostocker. Die Idee stammt aus Köln. Hier gab es das erste Deutsche kostenfreie Lastenrad „Kasimir“. Auf den Gedanken ein Gemeingut zu schaffen, das Auto stehen zu lassen und die wenigen Kilometer mit dem Lastenrad zurückzulegen, ist auch das Sense.Lab gesprungen. „Helge funktioniert!“ versichert Steffie, eine der Mitarbeiter von Sense.Lab die sich um das Lastenrad kümmern. „Da wir nicht die ersten waren, konnten wir auf ein funktionierendes System aufspringen. Eine vorhandene Buchungs-software und eine gut vernetzte Szene haben unsschliesslich davon überzeugt das Projekt zu starten.“
Die Arbeit an der Basis sieht anders aus. Der Verkehr ist unbarmherzig. Die „Critical Mass“ – kritische Masse widmet sich dem. Mit mehr als 15 Radfahrern darf eine Gruppe laut StVO einen geschlossenen Verband bilden. Die Radfahrer dürfen folglich zu zweit nebeneinander fahren. Die Masse bleibt, auch beim überqueren von Ampeln die währenddessen auf Rot schalten, dank der Gesetzeslage, zusammen. Seitdem 2002 in San Francisco die erste Critical Mass veranstaltet wurde, ist dieses Phänomen unaufhaltsam über den ganzen Erdball geradelt. So lautet das wiederkehrende Motto der Veranstaltung: „we are not blocking Traffic, we are Traffic“ – „wir blockieren keinen Verkehr – wir sind Verkehr“ Somit wird auf die muskelfreundliche Alternative aufmerksam gemacht. Das Bewusstsein der anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber den Fahrradfahrern gestärkt. Die Alternative vorgelebt. In Rostock findet die Critical Mass jeden letzten Freitag im Monat statt. Einen Veranstalter gibt es nicht. Meist wird über Foren oder Mundpropaganda ein Treffpunkt vereinbart, und dann ohne konkretes Ziel los geradelt.
Wer sich in der Stadt mehr über den Radverkehr informieren möchte, dem sei das Radforum ans Herz gelegt. Dieses wurde von der Bürgerschaft 2006 ins Leben gerufen. Dort wird transparent über relevante Handlungsfelder berichtet, diskutiert und entschieden. Das Forum tagt öffentlich vier bis sechsmal im Jahr und wird im städtischen Anzeiger angekündigt. Neuestes Projekt – eine Onlineumfrage mit dem Thema: „100 Bügel für die KTV“. Es herscht ein Mangel an Fahrradstellplätzen und die Zahl der Fahrradbesitzer steigt stetig. Es konnten Standortplätze vorgeschlagen werden. Das Ergeniss ist online einsehbar.

typisches Bild in der KTV
Es geschieht viel, um Rostock mobilisiert alternativ in die Zukunft zugeleiten. Ob selber mitmachen oder sich nur informieren. Angebote gibt es reichlich und die hier genannten sind nur einige von vielen.
Probieren sie es aus. Lassen sie das Auto stehen und fahren Fahrrad.
Text und Bild: Jens Kohnke