Universitäts-Frauenklinik für INSEMA-Studie ausgezeichnet

Für ihre wegweisende Studie zum Thema Brustkrebs, ist die Universitäts-Frauenklinik Rostock beim Jahrestreffen der German Breast Group (GBG), vom 02-03.März in Frankfurt am Main, ausgezeichnet. Sie hat mit 130 die meisten Patienten in die Studie eingebracht. An der INSEMA-Studie, „Intergroup-Sentinel-Mamma“, arbeiten mehrere Studiengruppen unter der Leitung der Universität Rostock zusammen. Mit einem Gesamtbudget von 4,6 Millionen Euro ist sie eines der größten von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Studienprojekte.

Die Studie untersucht, ob bei der Operation, bei der der sogenannte Wächterlymphknoten in der Achsel entfernt wird, künftig auf diesen Eingriff verzichtet werden kann. Studienleiter Prof. Dr. Toralf Reimer, Leitender Oberarzt der Universitäts-Frauenklinik in Rostock berichtet: „Wir ergründen, ob der Verzicht auf diese Maßnahme onkologisch [ Anmerkung der Redaktion: onkologisch = die Krebsheilkunde betreffend] sicher ist und die Komplikationen bei der Operation verringert werden können.“

 Studien haben im Jahr 2015 ergeben, dass fast jeder zweite Deutsche gefährdet ist, an Krebs zu erkranken. Somit sind Krebsstudien ein wichtiger Bestandteil in der Forschung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Testung von neuen Medikamenten. Es gibt aber auch operative Studien, wie zum Beispiel die INSEMA-Studie, bei der keine neuen Medikamente getestet werden. „Bei einer primären Brustkrebserkrankung wird im Normalfall mit der Entfernung des Tumors und mit der Operation der axillären Wächterlymphknoten (Anmerkung der Redaktion: Lymphknoten, der in der Achsel sitzt) begonnen. Diese Studie untersucht, ob es noch notwendig ist, diesen Wächterlymphknoten zu entfernen.“ erzählt Michaela Stecher, Studienkoordinatorin der Universitäts-Frauenklinik. 

Gang zur Onkologischen Fachambulanz

Die Idee zur Studie hatte Prof. Dr. Toralf Reimer und nach langer Vorbereitungszeit, startete sie im September 2015, berichtet Stecher. Die Aufnahme der Patienten in die Studie läuft bis 2019. „Insgesamt ist die Aufnahme von fast 6000 Patienten geplant. Momentan liegt die Rekrutierung bei knapp 2000 Patienten. Bei uns am Zentrum sind es mittlerweile über 130“, so Stecher.

Bei der INSEMA-Studie handelt es sich um eine randomisierte Studie. In dieser Form werden die Patienten  in den Studien nach dem Zufallsprinzip auf Gruppen verteilt, um die Ergebnisse weder bewusst noch unbewusst beeinflussen zu können. „Die Standartbehandlung bekommen vier von fünf Patienten und eine von fünf Patienten wird dem experimentellen Arm zugewiesen, das heißt keine Operation des Wächterlymphknotens.“ berichtet Stecher. Weder Teilnehmer noch Ärzte haben Einfluss darauf, wer in welche Gruppe aufgenommen wird. Laut  aktueller Datenlage, tritt kein relevanter Unterschied zwischen beiden Behandlungsarmen auf: „Momentan können wir bei einer Patientin, die vor der Operation einen unauffälligen Befund in der Achselhöhle aufweist, in mindestens 70 Prozent der Fälle keinen Tumorzellbefall der Wächter-Lymphknoten nachweisen“, erzählt Prof. Dr. Reimer. Keine Studie konnte bisher zeigen, dass die Entfernung der Lymphknoten, bei unäuffälligem Tastbefund den Patienten einen Vorteil bietet, ergänzt Reimer.

Doch was ist der Vorteil, den die Studie den Patienten bietet?

Bisher werden allen die Wächterlymphknoten entfernt, dass kann langanhaltende Folgen haben. So können Lymphödeme, Schmerzen oder ein Taubheitsgefühl im betroffenen Arm entstehen. Den Patienten genau diese Folgen zu ersparen, hat sich die INSEMA-Studie zum Ziel gemacht. Zudem ist jede Operation mit Risiken verbunden, die die Ärzte den Patienten ersparen möchte. Ebenso wird die Strahlenbelastung minimiert. Stecher sagt, dass das primäre Studienziel ist, ein krankheitsfreies Überleben der Patienten zu prüfen und das zweite Augenmerk darauf lege, die Lebensqualität zu erhöhen.

Text und Bilder: Cosima Corona Engel

 

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Eingang zum Forschungslabor der Universitäts-Klinik Rostock

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