Auf Bewegung folgt Stillstand – dennoch geht es weiter nach vorne

Nächstes Jahr jährt sich die Eröffnung der Kunsthalle Rostock zum 50. Mal. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Feierlichkeiten zu diesem Anlass in der Kunsthalle selbst stattfinden werden. Denn die Kunsthalle wird ab dann für zwei Jahre geschlossen, um aufwändig saniert zu werden. Kurios dabei: Diese Information findet sich weder auf der Webseite der Einrichtung, noch im Gebäude selbst. Lediglich online finden sich einige wenige Artikel darüber.

Die Geschichte der Kunsthalle Rostock begann vor etwas mehr als 50 Jahren, am 28. Mai 1965. An diesem Tag beschloss die Partei-und Staatsführung der DDR, ein Ausstellungshaus in Auftrag zu geben, in dem die geplante Biennale der Ostseeländer, eine internationale Kunstausstellung, stattfinden soll. Der Baubeginn der von den Architekten Hans Fleischhauer und Martin Halwas geplanten Kunsthalle sollte sich jedoch noch um drei Jahre verzögern, da sich der ursprünglich geplante Bauplatz als ungeeignet und die Suche nach einem neuen als kompliziert herausstellte.

Die Kunsthalle mit dem Schaudepot im Hintergrund

Die ersten beiden Biennalen fanden deswegen in einem umgebauten Museum statt. In der Zwischenzeit planten die Architekten statt eines reinen Ausstellungshauses ein Museum und begannen schließlich im Jahre 1968 mit dem Bau der Kunsthalle.

Am 14.Mai 1969, fast vier Jahre nach dem Baubeschluss, wird die Kunsthalle schließlich an die Stadt übergeben. Am nächsten Tag eröffnet das Kunstmuseum mit der Ausstellung „Sozialistische Kunst im Bezirk Rostock.“ In den folgenden Jahren macht die Kunsthalle eine bewegte Geschichte durch, hat bald neben regionalen auch internationale Künstler zu Gast.  2009 steht sie sogar kurz vor der Schließung.

Dennoch gibt es den einzigen Museumsneubau der DDR auch heute noch, inzwischen ist er jedoch in arg baufälligem Zustand, da in der gesamten Zeit seit der Errichtung keinerlei Renovierungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Da im Zuge der Renovierung gleichzeitig auch die Barrierefreiheit im Inneren der Kunsthalle hergestellt werden soll, werden die Arbeiten voraussichtlich rund zwei Jahre dauern. Die Einrichtung wird während dieser Zeit geschlossen sein. Das Schaudepot wird jedoch weiterhin geöffnet sein und es werden einige Ausstellungen in der Societät stattfinden.

Dr. Neumann, ein ehemaliger Zahnarzt, hatte die Leitung der Kunsthalle 2009 übernommen, und so die Schließung der Einrichtung verhindert. Er ist Vorsitzender des bereits zur Jahreswende 1992/1993 gegründeten Vereins „Freunde der Kunsthalle Rostock e.V.“, der die Kunsthalle heute wie damals auf vielen verschiedenen Wegen unterstützt. Beispielsweise betragen die finanziellen Zuwendungen des Vereins an die Kunsthalle inzwischen jährlich 20.000-25.000 Euro. Von dem Geld kann die Sammlung beständig erweitert werden. Außerdem veranstaltet der Verein Hintergrundveranstaltungen zu den jeweils aktuellen Ausstellungen und erarbeitet begleitendes Informationsmaterial.

Dass das Schaudepot vor dem Beginn der Renovierungsarbeiten im Bestandsgebäude fertiggestellt wurde, hat durchaus seinen Sinn. Da das Hauptgebäude komplett entkernt wird, kann nun die inzwischen umfangreiche Sammlung der Kunsthalle Rostock in das neue Gebäude „umgesiedelt“ werden. Unter der Leitung von Dr. Uwe Neumann steht die Erhaltung und Erweiterung der Sammlung ostdeutscher Kunst und Kunst aus den östlichen Anrainerstaaten auch weiterhin im Fokus, weswegen das neue Gebäude dringend notwendig war. Noch dazu musste es nicht einmal extra konzipiert werden, da es immer Teil des ursprünglichen Gebäudeentwurfs gewesen ist. Wie auch der Bau der Kunsthalle selbst hat sich, fast schon folgerichtig, auch die Vervollständigung des Gebäudekomplexes verzögert.

Die Zukunftsplanung geht bereits über das Ende der Renovierungen hinaus: Herr Neumann möchte den “Uecker-Kasten” realisieren, der dem lokalen Maler und Objektkünstler Günther Uecker gewidmet ist. Nach einer turbulenten Geschichte und  schweren Zeiten be- findet sich die Kunsthalle Rostock also nun
wieder im Modus “Volle Kraft voraus”. Man darf auf die Entwicklungen in den kommenden Jahren gespannt sein.

Der erste Guss von Fritz Cremers Figur „Der Aufsteigende“ wurde vor dem UNO Hauptquartier in New York aufgestellt. Ein weiterer Guss steht vor der Kunsthalle in Rostock

Zur Timeline bitte auf das Bild klicken