Bio und ökologischer Anbau werden immer wichtiger, auch in MV

Die Fitnessstudios sind voll. In den Supermärkten werden immer mehr pflanzliche Ersatzprodukte für tierische Produkte angeboten. Sojamilch, Mandelmus, Hefeflocken, Linsenburger. Hauptsache es ist gesund. Themen wie Nachhaltigkeit, ökologischer Anbau und fairer Handel werden in dem Zusammenhang immer wichtiger in Deutschland. Bio statt konventionell. Gut für die Umwelt, gut für mich. Doch was bedeuten die Begriffe “bio” und “ökologisch” eigentlich?

Der Begriff Bio und seine Vorteile

Der Begriff Bio wird für Produkte verwendet, die aus natürlichen, unbehandelten Rohstoffen bestehen. Keine Gentechnik, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemittel. Artgerechte Tierhaltung, keine Behandlung mit Antibiotikum und Wachstumshormonen. Schutz der Fischbestände und ökologische Fangmethoden. All das sind Vorgaben an die sich ökologische Betriebe halten müssen. Produkt Zutaten müssen zu 95% aus Öko-Betrieben stammen.

Das Prinzip des Ökolandbaus besteht seit 1924. Dessen Leitbild besteht darin, einen möglichst geschlossenen Betriebskreislauf sicherzustellen. Das bedeutet, Ackerbau und Viehhaltung miteinander zu verbinden. Der Ackerbau dient dem Anbau von Futterpflanzen. Der tierische Dung wird weiter als Dünger für Pflanzen genutzt, woraus wieder neue Futterpflanzen wachsen können. Dadurch, dass in der ökologischen Landwirtschaft keine mineralischen Stickstoffdünger und chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel hergestellt und benutzt werden dürfen, wird viel Energie und Wasser eingespart.

Die ökologische Tierhaltung ist vor allem durch Achtung und Respekt des Menschen gegenüber der Tiere geprägt. Einige Vorgaben für eine ökologische Landwirtschaft sind rutschfeste Böden, Frischluft und Tageslicht im Stall, kein anbinden der Tiere und genügend Futterplätze, sodass alle Tiere zur selben Zeit fressen können. Generell gilt, dass pro Hektar zwei Großvieheinheiten (eine Großvieheinheit entspricht 500 kg Lebendgewicht, also zum Beispiel einem ausgewachsenen Rind) gehalten werden dürfen, um den Boden nicht durch zu viel Dung zu überlasten und die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten nicht zu beeinträchtigen.

Auch beim Anbau von Lebensmitteln ist besonders darauf zu achten, dass dieser biologisch abläuft, damit der Boden nicht übersäuert.

 

Bio in Mecklenburg Vorpommern

Mit 16,7 Millionen Hektar wird fast die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik Deutschland landwirtschaftlich genutzt. Es gab 2017 insgesamt 29.174 Bio-Höfe. Dies sind circa 10% von der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betrieben. Laut Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sind in Mecklenburg Vorpommern bereits 1141 Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft öko zertifiziert. Mit 11,1% ökologischer Nutzung der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche gehört Mecklenburg Vorpommern zu den Bundesländern mit den höchsten Anteilen an ökologischen Produktionen. Somit ist fast jeder fünfte Betrieb ökologisch (Stand 2017).   In Rostock selbst gibt es täglich verschiedene Wochenmärkte, die Verbraucher besuchen können, um Lebensmittel und Produkte direkt vom Bauern zu kaufen. Alles ist regional, aber leider ist noch nicht alles in Bio-Qualität erhältlich.

Doch nicht nur in Mecklenburg Vorpommern nimmt die ökologische Nutzung der Flächen zu. In ganz Deutschland werden immer mehr Nutzflächen ökologisch bewirtschaftet.

Landwirtschaftliche Produktionsstruktur in Deutschland (Angaben in Tausend)

Probleme von Bio

Ein großes Problem besteht zurzeit darin, dass es in Deutschland, trotz Anstieg, zu wenig Anbauflächen und somit zu wenig Produktionen im Vergleich zur hohen Nachfrage gibt. Deswegen müssen viele Bio Produkte aus dem Ausland importiert werden, was durch weite Transportwege wiederum den Co2 Haushalt stark belastet.

Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb ein Bio Siegel für seine Produkte bekommen möchte, braucht dies eine lange Vorbereitungszeit. Viele Kontrollen und hohe Ansprüche kommen auf ihn zu. Durch mehr Arbeitsaufwand und hohe Kosten für eine Flächenvergrößerung des Hofes, bleibt ökologische Landwirtschaft für viele Bauern unattraktiv. Besonders dadurch, dass keine Pestizide mehr verwendet werden, dauert es länger bis die Pflanzen erntereif sind und der Ertrag wird deutlich herabgesetzt. Für die Landwirte eine Einbuße, der sie sich bewusst sein müssen, wenn sie Bio Anbau betreiben möchten.

Agrarwissenschaftler der Humboldt Uni zu Berlin und agripol haben im Auftrag des Industrieverbandes Agrar in einer Studie von 2013 berechnet, dass bei vollständiger Umstellung von konventionellem- auf Ökolandbau würden in Deutschland pro Jahr 12,1 Millionen Tonnen Weizen weniger produziert werden. Das ist eine zu große Menge, um den Verlust anderweitig aufzufangen und daher ist es zurzeit noch nicht möglich vollständig auf biologische Landwirtschaft umzustellen.

Vergleich: Anzahl der Betriebe ökologischer und konventioneller Landbau

Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort

Regional und saisonal einkaufen lautet hier das Motto. Wer auf Nachhaltigkeit und ökologischen Anbau Wert legt, sollte besonders darauf achten, dass Lebensmittel einen kurzen Transportweg haben. Also lieber von Landwirten aus der Region, statt aus dem Discounter. Dadurch wird der Co2 Ausstoß der Transportmittel deutlich reduziert. Lebensmittel, die zur aktuellen Jahreszeit eigentlich gar nicht wachsen würden, benötigen viel mehr Energie, um die gewünschte Größe und Reife zu erhalten. Wenn der Verbraucher also in der Saison einkauft, werden viel Energie und Wasser eingespart. Außerdem sind die Lebensmittel dann meist günstiger, da sie in größeren Mengen produziert werden können.

Saisonkalender mit Informationen wann welches Obst/Gemüse am Besten gekauft werden sollte

Zu guter Letzt

Vor allem bei Erdbeeren, Äpfeln, Spinat, Kartoffeln und Tomaten sollte man in Bio investieren. Diese sind mit sehr vielen Schadstoffen belastet. In Spinat wurden, laut einem Bericht der InStyle vom 21. Juli 2018, in einer Überprüfung 97 verschiedene Pestizide gefunden. In Tomaten seien es insgesamt 69. Die Kartoffel sei die Pflanze mit der höchsten Schadstoffbelastung und deshalb sollte man auch in diesem Fall am Besten zum Bio zertifizierten Produkt greifen.

Infokasten: Wochenmärkte in Rostock

Warnemünder Fischmarkt Mittelmole 
8-18 Uhr Samstag und Sonntag
Wochenmarkt Neuer Markt
8-17 Uhr  Montag- Freitag
8-13 Uhr Samstag
Wochenmarkt Doberaner Platz
8-18 Uhr Montag und Donnerstag
Wochenmarkt Ulmenmarkt
8-16 Uhr Dienstag und Freitag
8-12 Uhr Samstag

www.rostocker-wochenmaerkte.de

Text, Fotos und Grafiken: Kira Müller

MAENNERHOBBY

Ingwergeist und Zitronenlikör. Kaland Kümmel und Foersters Gin.

In der Schnapsbrennerei Maennerhobby, in Klein Kussewitz, werden circa 50 verschiedene Spirituosen hergestellt. Der Inhaber Martin Neumann bietet zusammen mit seinem Team jeden Donnerstag Führungen durch die Hallen der Brennerei an, die jeder kostenfrei besuchen darf. Doch wie gestaltet „Maennerhobby“ die Manufaktur? Wie stellt sie Spirituosen her? Und wie geht das auch noch bio und regional? Kira Müller hat die Brennerei besucht und Antworten gesucht.