Der Frühling ist eingekehrt in Rostock. Die Sonne scheint und die 12 Grad Marke ist geknackt. Die Jacken werden dünner und die Mienen freundlicher. Wir befinden uns auf dem neuen Markt. Es ist noch früh, genauer gesagt ist es 7:30uhr. Die ersten Zelte werden aufgeschlagen und Autos mit Anhängern rollen an. Doch das sind keine Zeichen eines Pop-Up Festivals. Viel besser, es ist Markttag in der Hansestadt.

Stände des Wochenmarktes auf dem Neuen Markt

Aufbau auf dem Markt

Und schon geht es los mit dem Gewusel. Große Kisten voller Obst und Gemüse werden ausgeladen und ansprechend präsentiert. Blumensträuße werden in Form gebracht und in Eimer und Vasen gestellt. Frische Eier werden vorsichtig in die Fenster der Trucks gestellt und nochmal geputzt.Besucher des Marktes, noch nicht sichtbar. Generell herrscht eine entspannte Stimmung auf dem Marktplatz. Menschen auf dem Weg zur Arbeit, Kellner die Tische wischen und Stühle zurechtrücken und SchülerInnen auf dem Weg zur Schule. Ich komm dann später nochmal wieder.

11:15 Uhr – Neuer Markt

Der Blumen- und Planzenstand auf dem Neuen Markt

4 Stunden später, gleicher Ort.
Mittlerweile ist alles aufgebaut und hergerichtet und die BesucherInnen muss man auch nicht mehr suchen. Rostock ist erwacht.

Eine Stand-Freundschaft

Mau´s Heimtextilien Stand auf dem Neuen Markt

Bei genauerem Betrachten fällt einem auch das familiäre Verhältnis zwischen den StandbetreiberInnen (Mau und Ivy) auf.  Bei Leerlauf stehen die zwei schonmal zwischen den Ständen und quatschen. Kennen tun sich die Beiden bereits seit 1990. Damals lernten sie sich am glatten Aal kennen. Der glatte Aal ist eine kurze Querstraße im historischen Stadtkern der Hansestadt, die die Südwestecke des Neuen Marktes mit der Kistenmacherstraße verbindet. Dort fanden damals regelmäßig Märkte statt. Seit jeher sind die zwei also schon Stand-Freundinnen. Mau liebt was sie tut. Sie fängt bereits morgen um 6:30uhr an zu arbeiten und steht dann meist bis zu 12 Stunden vor Ort. Was man bei Ihr findet sind hauptsächlich Heimtextilien. Vereinzelt aber auch bedruckte Taschen. Von Platz-bis Tischdecken ist alles dabei und auch Gardinen lassen sich bei Mau erwerben. Mau ist froh wieder hier zu sein bzw. wieder hier sein zu dürfen. Sie war eine der ersten des Marktes die während der Corona Pandemie Ihre Sachen packen musste. Nun ist sie aber wieder zurück und voller Tatendrang Ihr Business voranzutreiben. Verkaufen tut sie hauptsächlich Plauener Spitze die sie auch direkt aus Plauen bezieht.

„Wer rastet der rostet“

Ein paar Meter weiter steht Lutz-Werner an einem auf den ersten Unscheinbaren Stand. Doch schaut man sich seine Auslage genauer an entdeckt man liebevoll gestaltete Säfte, Gewürze, Saucen und sogar Leberwurst.Lutz-Werner ist sein 2016 selbstständig und betreibt auch seit dem seinen Stand.Obwohl er eigentlich bereits Rentner ist lebt er frei nach dem Motto “Wer rastet der rostet”.Bis zum Beginn der Pandemie betreibte er selbst noch einen regionalen Shop in Rostock welchen er aber aufgeben musste da er sich nicht mehr rentierte. Jeder andere hätte sich ach so einem Schlag zur Ruhe gesetzt, doch nicht mit Lutz-Werner. Er suchte nach einer Alternative und fand diese auf den Märkten Rostocks wieder. Dort verkauft er aktuell seit Oktober wieder seine Lebensmittel. Das Geschäft läuft gut sagt er. Gerade seine Sanddornprodukte seien ein Kassenschlager. Auch die BesucherInnen sind angetan von den kleinen Ständen.

Lutz-Werner an seinem Stand auf dem Neuen Markt

Lutz Werners Auslage.

Wie Edith ihre Liebe zu Märkten entdeckte

Edith (67) ist eine treue Kundin auf dem Markt. Sie selbst komme jeden Dienstag seit 2001 sagt sie. Das erste was sie dann vor Ort tut ist erstmal schlendern und schauen ob noch alles beim alten ist. Danach werden Eier gekauft. Die weißen in Größe M. Ist das erledigt geht es zu den Handtaschen. Sie selbst hat wohl eine beachtliche Menge zuhause. Wie viele es mittlerweile sind weiß sie selbst nicht mehr. Viele Exemplare kaufte sie auf Märkten. Hier sei die Qualität gut und die Preise angemessen sagt sie. Dass sie damit noch kleine HändlerInnen unterstützt sei ein netter Nebeneffekt.

“Jetzt muss ich mich aber beeilen” sagt sie. Es ginge noch zum Gemüsestand und Blumen müssten auch noch gekauft werden. Diese sind für eine alte Freundin mit der sie gleich noch zum Geburtstagsfrühstück verabredet ist. Stolz erzählte sie mir noch dass Ihre Freundin zu der sie gleich müsse ebenfalls mal einen Stand auf dem Markt leitete. Sie verkaufte dort Fisch und Salate aller Art. Durch die ständigen Besuche Ihrer Freundin an Ihrem Stand erkannte Edith auch Ihre Liebe zu Wochenmärkten. 

“Jetzt aber wirklich” sagt sie. Wir verabschieden uns und schnellen Schrittes rauscht sie davon. 

Mittlerweile ist es auch voller geworden hier. Es wird gebummelt und eingekauft. Die Sonne scheint noch immer und die Möwen kreischen am Himmel. 

-Ein perfekter Markttag-