Mit dem europäischen Freiwilligendienst wird es jungen Menschen ermöglicht, ehrenamtlich an einem gemeinnützigen Projekt zu arbeiten. Dabei eignet sich der Teilnehmer die Sprache und Kultur des Landes an. Auch in Rostock werden diverse Projekte vom europäischen Freiwilligendienst unterstützt: Darunter das FiSH-Festival (Filmfestival im Stadthafen).

„Ich bin zuständig für ein Festival, das FiSH-Festival und ich mache alles. Vorstellbar: Von Kontoverwaltung bis Öffentlichkeitsarbeit, Kontakt nehmen, Kontakt halten“, sagt Zsolt Apro. „Und was ich da mache ist, ja ich habe so viel zu tun. Gerade ich habe die Kontakt zu den Filmemachern. Wir müssen Regiefotos für das Programm bekommen, Filmstils für das Programm, welche Leute kommen, wann sie kommen. Ich muss sehr viel Info von den Leuten bekommen. Und so die Leute auch jeden Tag nerven“, meint Jeane Lehmann. Das klingt nach einem ganz normalen Arbeitstag eines Festivalbüros. Mit dem Unterschied, dass Jeanne und Zsolt Europäische Freiwilligendienstleistler sind (kurz: EFDler).

In der Frieda 23 befinden sich die meisten Aufnahmeprojekte von Rostock.

Der Europäische Freiwilligendienst ermöglicht jungen Menschen zwischen 17 und 30 Jahren, sich ehrenamtlich an einem gemeinnützigen Projekt im europäischen Ausland zu engagieren. Dabei sollen Jugendliche mit geringeren Chancen besonders unterstützt werden, weil der EFD für die Teilnehmer kostenlos ist. Jana Kasten vom Europäischen Integrationszentrum (kurz: EIZ) in Rostock dazu: „Auf der einen Seite machst du selber diese positive Erfahrung [im Ausland]. Auf der anderen Seite bist du der Botschafter deines Landes.“ Das ganze wird vom EU-Programm Erasmus+, einem Förderprogramm für Bildung, Jugend und Sport, unterstützt. „Es ist das Prestige-Objekt der EU, denn die haben natürlich gemerkt, mit der Jugend können wir das Gefühl von Europa am besten vermitteln“, so Jana Kasten vom EIZ.

Von den sechs aufnehmenden Projekten in Rostock, befinden sich vier in der Frieda 23. Diese sind die Fantasia AG, das Kulturnetzwerk e.V. mit Radio Lohro, die Kunstschule Rostock und das Institut für neue Medien (kurz:ifnm). Außerhalb der Frieda23 gibt es Soziale Bildung e.V. und Kompass eggs eV. Zum ifnm gehört auch das FiSH-Festival (Filmfestival im Stadt-Hafen), wo Zsolt Apro aus Ungarn und Jeanne Lehmann aus Dänemark einen europäischen Freiwilligendienst absolvieren. So Jeanne Lehmann über ihre Arbeit: „Wenn ich angefangen habe, hatte ich nicht viel zu tun und da brauchte ich viel Kreativität, um herauszufinden, was kann ich heute machen. Jetzt ist es intensiver und es gibt eigentliche FiSH-Aufgaben. Und das mag ich besser so.“ Der Festivalleiter Arne Papenhagen berichtet positiv über die EFDler: „Uns ist es wichtig den Input zu haben von jungen, fitten Leuten. […] Sie haben alle ihre Qualitäten und alle ihre Macken, aber das hat im Grunde ja jeder.“

Jeanne und Zsolt haben sich gut in Deutschland eingelebt, neue Freunde gefunden und üben auch ihre Hobbys hier aus. Es war nur nicht einfach einen Platz für das EFD zu bekommen. Jeanne Lehmann meint dazu: „Ich kann mich noch erinnern: Da war nicht viel in Deutschland.“

Das Haus Europa fungiert als Beratungsstelle für Interessenten.

Billige Arbeitskraft?

 Doch so geht es auch den EFDlern, die aus Deutschland kommen und ins Ausland wollen. „Letztes Jahr haben drei tatsächlich einen EFD-Platz [von uns vermittelt] bekommen“, meint Jana Kasten vom EIZ, „auf einen EFD-Platz kommen bis zu 150 Bewerbungen. […] Timing und Glück spielen dabei natürlich auch immer eine Rolle.“ Allerdings wird von Jana Kasten noch ein Weiteres großes Problem angesprochen: „Was ich kritisch sehe, ist, dass viele Aufnahmeorganisationen die EFDler noch immer als billige Arbeitskraft sehen. Das ist tatsächlich eine Tendenz, dass beim Bewerberprofil steht: Du musst 22 sein, am besten abgeschlossene Berufsausbildung, du sollst schon die Sprache gut beherrschen. Das finde ich echt ein Unding!“ Dabei beruht sich das Prinzip der EFD doch auf die Chancengleichheit. Es soll jedem ermöglicht werden, eine Auslandserfahrung zu machen, abseits von Bildung, Wohlstand und Sprachkenntnissen. Es sei kein „elitärer Freiwilligendienst“, so Jana Kasten.

Doch nur wenige Aufnahmebetriebe sind solche Extremfälle, die so hohe Anforderungen an den EFDler stellen, denn die meisten beruhen sich auf die Grundprinzipien des Programms.

Für alle EFD-Interessierten eignet sich das Europäische Integrationszentrum in Rostock hervorragend als erste Anlaufstelle. Dort wird man beraten, erhält Tipps für die Bewerbung und jegliche Auskunft über den Freiwilligendienst der EU. Ein Tipp von Frau Kasten vorweg: „Es kann die Chancen extrem erhöhen, wenn man sich den EFD unabhängig von Land und Sprache aussucht.“

Europäisches Integrationszentrum Rostock

Anlaufstelle für ein EFD

Mühlenstraße 9, 18055 Rostock

Tel.: 0381 40 31 45 0

E-Mail:

www.eiz-rostock.de

Junge Menschen haben die Chance einen Europäischen Freiwilligendienst zu absolvieren. Doch was ist das eigentlich? Und wie geht es den Teilnehmern eines Europäischen Freiwilligendienstes? Die meisten aufnehmenden Organisationen in Rostock befinden sich in der Frieda23. Tom Laase hatte die Chance mit zwei Europäischen Freiwilligendienstleistenden von dort zu reden.